Hello! Aktuell habe ich für 2 Wochen eine Schülerpraktikantin, die sehr wissbegierig ist. Neben einer kleinen Aufgabe, die sie in der Zeit unter meiner Anleitung erstellt, bekommt sie natürlich auf viel Infos und Input zu meiner alltäglichen Arbeit und wie ich überhaupt Illustratorin geworden bin.

Gestern haben wir uns zusammen eines meiner allerersten Messeportfolios angesehen. Das war super interessant! Ich habe nämlich schon seit JAHREN nicht mehr in meinen Fundus geschaut. Als wir uns zusammen dann mein Portfolio durchgeblättert haben, mit dem ich 2014 auf meine allererst Frankfurter Buchmesse gefahren bin, ist mir so viel klar geworden.

Damals bin ich ohne professionelle Vorbereitung zur Buchmesse gefahren.

also, Ein paar Dinge wußte ich schon, also zum Beispiel, dass ich überhaupt ein Portfolio brauchte. Aber soo viele Dinge wußte ich offensichtlich nicht.

Konnte ich natürlich auch nicht wissen, denn im Netz hat man nun auch nicht so viel bis gar nichts darüber gefunden und eine Mappenberatung von der Illustratoren Organisation, habe ich erst vor Ort bekommen.

Mit Blick der heutigen Illustratorin in 2023 ist mir, folgendes aufgefallen:

  1. Die Mappe war zu groß und unhandlich- Ich hatte damals natürlich eine analoge Mappe, Tabletts gab es ja noch nicht. So eine typische analoge Mappe, mit Plastikfolien zum umhängen. Sie war super unpraktisch und ich hatte die Mappe auch nur 1 Jahr zur Messe mit. Bereits am ersten Tag ist der Trageriemen abgerissen.

Das Gefühl von “ist bestimmt praktisch die Mappe über die Schulter zu hängen” hat sich so ganz schnell zu: “verdammte Naht, das ist die bestimmt unpraktischste Mappe, die es gibt” gewandelt. Mal eben kurz in den Rucksack oder Beutel stecken ging nämlich auch nicht und so musste ich sie ganz blöde ständig in der Hand halten.

  1. Ich hatte keine Positionierung und eigentlich auch keinen Kinderbuchbezug- Die mitgebrachten Illustrationen waren einfach bunt durcheinander gewürfelt in der Mappe. Ich hatte quasi einen schönen Bauchladen an Dingen, also Illustrationen:

Hier fand man Postkartenillustrationen, Illustrationen für Plakate, illustrationen die offensichtlich zu einer Geschichte gehörten. Die Mappe war so eher etwas für die Bewerbung an einer Hochschule, als für die Akquise eines Kunden, der Kinderbücher machen möchte und dafür Illustrationen benötigt.

  1. es gab keinen wirklicher Hintergrund: Das war wirklich offensichtlich. Fast keine meiner Illustrationen hatten einen Hintergrund. Wahrscheinlich, weil ich nicht wußte nicht wie man den interessant oder überhaupt anlegt. Wenn es einen Hintergrund war, dann war er einfach leer. Sehr interessant, denn genau von diesen Kleinigkeiten lebt zum Beispiel ja das Wimmelbuch von denen ich ja schon mittlerweile 3 illustriert habe.
    ich erinnere mich auch an eine Portfolio Sprechstunde bei einem Verlag, wo die Lektorin mir genau das gesagt hat. Also, höre genau hin, was so an Rückmeldungen kommen.
  2. Mein Stil war nicht passend zum deutschen Markt- Als ich anfing, habe ich viel mit Agentin Lilla Rogers Make art that sells gemacht. Das war zwar hilfreich auf eine Art, doch die meisten anderen Illustrator*Innen der Community und auch Lilla Rogers waren im Ausland und dort gibt es einfach andere bevorzugte Stile. Das war einfach nicht gut recherchiert von mir. Ich hatte meinen Wunschkunden quasi nicht vor Augen, denn der deutsche Buchmarkt war zu dieser Zeit und ist es immer noch einfach ganz anders. Beispielsweise waren meine Nasen nicht süß und stupsig, sondern wie 3 Us.

Aber auch darauf wurde ich in den Portfolio Sprechstunden von den Verlagen hingewiesen und ich habe mir diese Rückmeldung gottseidank zu Herzen genommen.

  1. Schlecht recherchiert: Man hat meinem Portfolio einfach auch angesehen, dass ich eigentlich generell keine Ahnung vom Kinderbuch hatte. Ich hatte nicht gut recherchiert und zeigte daher zum Beispiel auch keine konkrete Anwendung meiner Illustrationen. Zwar hatte ich einige Seiten von einer von mir illustrierten Geschichte, doch sie waren nicht mundgerecht aufbereitet.
 

Ich hatte keine Cover auf Mock ups montiert, noch die einzelnen Seiten anders interessant aufbereitet. Viele Illustrationen waren einfach irgendwelche Charaktere, die allein auf großen Seiten standen. Ganz zusammenhangslos..

6.kein konsequenter Stil- man weiß nicht, was man bekommt. Viele Stile sind fein, wenn man sie wirklich anwenden kann, man das dem Portfolio auch ansieht. Aber einfach wild verschiedene Illus reinballern ins Portfolio ist einfach nicht gut. Denn Dein Kunde möchte auch gern wissen, was er bekommen kann. Gerade am Anfang ist es meiner Meinung nach besser, wenn man sich durch seinen Stil positioniert. 

7.Kein Branding, oder Rahmen mit Kontaktdaten- Ich habe einfach meine Illustrationen ausgedruckt und in die Folien gelegt. Die nötigen Kontaktdaten bekommen sie ja dann von mir, dachte ich mir. Wenn ich überhaupt schon darüber nachgedacht habe, denn eigentlich wußte ich ja nicht wie alles abläuft. Es fehlte einfach ein Rahmen oder eine Fußleiste, in der zum einen mein Brandig zu erkennen ist, und zum anderen, ganz wichtig, meine Kontaktdaten. Das ist wichtig, denn nur wenn man das auf jeder Seite hat, kann man auch immer den richtigen Illustrator oder Illustratorin zu den jeweiligen Illustrationen die einem als Verlag gefallen, finden. 

8. Das Blättern des Portfolios war irgendwie langweilig und konfus gleichzeitig- es fehlte zum einen ein roter Faden und zum anderen eine Art Geschcihte, die das blättern kurzweilig macht und wie eine Klammer zusammenhält. 

9. Ich benutze Hoch- und Querformat: Für die kleinen Tische, an denen die Portfolio SPrechstunden der Verlage oft sind, ist das nicht geeignet. Die Lektor*Innen müssen so die Mappe ja ständig drehen und auch für den Betrachtungsfluss ist das nicht förderlich.

Im weiteren Stöbern sind uns dann noch weitere Mappen in die Hände gefallen, zusammen mit den Portfolios, mit denen ich die folgenden Jahre auf die Frankfurter Buchmesse gefahren bin.

Und dabei ist mir noch eine ganz wichtige Sache aufgefallen: Ich habe weiter gemacht! Ich habe mich nicht entmutigen lassen, sondern habe mein Portfolio einfach weiter verbessert. Habe mir die Rückmeldungen zu Herzen genommen, die mir Kolleg*Innen und Kollegen und Verlage gesagt haben. Und ich habe weiter gezeichnet und so an meinem Stil gearbeitet und mit den ersten Aufträgen wurde es immer besser.

Also, mach den ersten Schritt und trau Dich zu wachsen.

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